2014 war es so weit und das weckte auch die letzten Lebensgeister in so ziemlich jedem Punk: Die Legenden des Punkrock, Die Kassierer, kamen nach Wiesbaden. Das klingt vielleicht etwas überzogen, ist aber tatsächlich Fakt.

Alle weiteren Normalsterblichen wissen nicht, wie man die Texte und die gesamte Attitüde des Quartetts zu nehmen hat. Dabei ist es doch ganz einfach: Hier geht es nicht um irgendwelche Metaphern und andere Verschleierungen durch literarische Mittel. Die Kassierer meinen alles genauso, wie sie es sagen. Ob das zu hoch oder zu niedrig ist, muss jeder selbst entscheiden. Eines steht in jedem Fall fest: Man sollte sie wenigstens ein einziges Mal live gesehen haben. Für mich war es bereits das zweite Mal. Auf ins Getümmel!

Der große Schlachthof ist randvoll. Das bestätigt allmählich die Vermutung, dass die Ruhrpott-Anarchisten eine umfangreiche Fanbase vorweisen können. Die Wattenscheider sind immer für eine Überraschung gut, allerdings ist es mittlerweile normal, dass Sänger Wölfi nackt auf der Bühne steht und fragt „Habt ihr schon einmal so einen schönen Hodensack gesehen?“ Die Menge rastet nach und nach immer mehr aus, singt lauthals mit und feiert die vier Punks ohne Rücksicht auf Verluste. Da scheinen so einige Partylöwen den Weg nach Wiesbaden gefunden zu haben.

Die obligatorische Antisexismus-Kampagne darf natürlich nicht fehlen: „Stimmt ein, stimmt ein, Sexismus ist gemein!“, hallt es durch die heiligen Hallen des Kulturzentrums. Liebevoll nennt Wölfi dies eine antisexistische Säuberung. Außerdem ist Arbeit generell scheiße. Das ist eben so im Punk, hier herrscht die Anarchie. Ihren Überhit enthalten Die Kassierer um Niko, Mitch und Volker glücklicherweise nicht vor. Jeder Kassierer-Fan weiß, was das Schlimmste ist, das einem jemals passieren kann. Richtig: Wenn das Bier alle ist. Da kann auch gerne der Cholesterinwert erhöht sein, der Bus verpasst werden oder die Freundin Schluss machen. Alles egal, Bier. Die Party ist nach dem Konzert lange nicht vorbei. Auch auf dem Heimweg lassen sich die Besucher nicht lumpen und feiern gebührend weiter. Das Bier scheint noch lange nicht alle zu sein. Somit fallen schließlich auch die allerletzten Hemmungen.