Dresden ist eine schöne Stadt. Die Elbe, die Altstadt, die Neustadt. Es ist nahezu unmöglich, in dieser Stadt Hoch- und Popkultur zu entkommen. Für Letzteres gibt es in Dresden eine unvergleichliche Heimat, den Beatpol.

Ich tuckerte von der Neustadt mit der Straßenbahn in Richtung Club. Altbriesnitz 2a die Adresse. Viel zu früh kamen ich und mein Begleiter an, weil wir uns so sehr auf das Shearwater-Konzert gefreut hatten und nicht mehr die Füße stillhalten konnten. Und das Konzert war großartig!

Jedenfalls liefen wir die letzten Meter zum Beatpol. Senfgelb stand es da an einer Straßenecke. Von der Ferne fühltr man schon die Konzert-Patina. Schön runtergerockt und geschichtsträchtig. Wir mussten nur noch über die Straße, um den ehemaligen Gasthof Briesnitz zu betreten. Der Ballsaal wurde schon 1896 gebaut und bot damals Platz für 400 Leute. Später wurde dieser Saal als Kino benutzt und nach dem Mauerfall 1990 wurde in ihm der Starclub zum Leben erweckt. Seit 2008 heißt er Beatpol.

Schon als Starclub sorgte die Location für Aufmerksamkeit. Man kennt ja die typische Konzertroute: Berlin, Hamburg, Köln, München, Frankfurt. Für Bewohner anderer Orte ist das manchmal ganz schön frustrierend. Doch auf einmal war da auch Dresden mit dabei, nämlich in Form des Starclubs. Rock, Metal, Indie, Singer-Songwriter, Pop … die Genregrenzen sind und waren beim Booking fließend und das Programm hält nach wie vor viele tolle Underground- und Indieperlen, Newcomer und gestandene Künstler parat. So gaben sich dort schon The Melvins, Fu Manchu, Moby, The Dresden Dolls, Tocotronic und Motorpsycho die Klinke in die Hand. Auch mit dem Namenswechsel sank das Niveau des Bookings nicht und manch anderer Großstädter guckte sehnsuchtsvoll in die schöne Stadt im Osten Deutschlands.

Beats in atmosphärischen Räumen

Mich verschlug es zu Shearwater in den Beatpol und die lange Reise hatte sich, wie bereits eingangs erwähnt, nicht nur wegen der Band gelohnt. Als ich die Treppe zum Ballsaal hinaufstieg, wurde ich an der Tür so freundlich empfangen, wie man es in Frankfurt nur selten erlebt. Der erste Blick wanderte dann nach oben an die Decke des Raumes, eine Stuckdecke. Alles wirkte etwas marode und gerade dadurch charmant. Die Wände waren voll mit Tourplakaten – lief man daran entlang, konnte man nur ins Staunen geraten, wer hier schon alles auf der Bühne gestanden hatte. Der nächste Weg führte an die Bar, die gegenüber der Bühne lag. Flensburger für 1,50! Das Getränk des Abends stand also. Die Bühne war nicht übermäßig groß, aber für den Raum völlig ausreichend. An den Rändern gab es Stühle, die mit rotem Stoff überzogen waren, in der gleichen Farbe stachen auch die Säulen, die den Raum umschlossen, ins Auge. Eine passende Reminiszenz an den ehemaligen Ballsaal.

Als ich da war, war der Raum etwa zur Hälfte gefüllt. Normalerweise haben um die 500 Leute Platz im Club und dadurch bleibt die Stimmung sicher auch immer angenehm kuschelig bei den Konzerten. Wenn Dresden nicht so weit weg wäre, wäre ich vermutlich mehrmals im Monat im Beatpol. So versuche ich ab jetzt zumindest ein Beatpol-Konzert im Jahr zu besuchen und dabei gleich das hübsche Dresden noch ein bisschen besser zu erkunden.