Als Newcomerband gleich in zwei Nationen erfolgreich zu sein, muss man erstmal schaffen. Dabei dann auch noch eine Brücke zwischen den Kulturen zu schlagen, scheint an ein Meisterwerk zu grenzen. Dennoch ist genau das ENGIN gelungen. Die Band aus Baden-Württemberg macht sich die Zweisprachigkeit und doppelte Staatsbürgerschaft von ihrem gleichnamigen Frontsänger zunutze und produziert Indierock auf Deutsch und Türkisch. Ob das funktioniert? Und wie! Wir stellen dir ENGIN in diesem Artikel vor und können nur sagen: Kesinlikle ikna olduk! (Wir sind absolut überzeugt!)
Wer steckt hinter ENGIN?
In bester Indie-Boy-Manier zeigt sich die Band um Engin Devekiran (Gesang & Gitarre), Jonas Stiegler (Drums) und David Knevels (Bass) auf ihrem Instagram-Profil. Die lockigen Haare fallen lässig in die Stirn, verglaste Sonnenbrillen auf den Nasen und Kettchen um den Hals. Dazu noch die Gitarren oder Drumsticks in den Händen und das Bild ist perfekt. Doch so stereotypisch der erste Eindruck wirken mag, gemeinsam wissen ENGIN aus diesem Rahmen auszubrechen. Lyrics über Herzschmerz, Weltprobleme und das Erwachsenwerden gibt es hier auch, aber eben nicht nur auf Deutsch sondern auch auf Türkisch. Ein Twist in der Musikszene, der auf jeden Fall frischen Wind reinbringt und guttut. Die Idee für den bilingualen Gesang kam dem Frontsänger Engin in seinem Studium an der Popakademie in Mannheim. Denn eins wird dem Studenten in der Zeit klar: Wo genau er hingehört und wer er ist, weiß er selbst gar nicht so genau.
„Blond genug für Sympathie“
Diesen inneren Konflikt mit der eigenen Identität verarbeiten ENGIN auch in ihren Songs. Wie der Titel des Tracks schon vermuten lässt, geht es in „Halb“ um dieses nicht-ganz-das-eine aber auch nicht-ganz-das-andere-Sein. Mit Engin Devekiran äußeren Erscheinungsbild wird seine zweite Herkunft auf den ersten Blick nicht zwingend ersichtlich. Dass ihm diese Tatsache das Leben leichter gemacht hat, ist Engin klar. Doch Sätze wie „Du bist doch kein Türke“ verunsichern auch ihn. „Woher weißt du wer du bist, wenn du was du nicht kennst vermisst?“ Eine Frage, die sich Engin dann doch des häufigeren stellt. Eine Reise nach Istanbul, ins Heimatland seines Vaters zeigt ihm dann, dass er sich dort auch Zuhause fühlt. Und nicht nur das. Auch der türkische Anadolu-Rock bewegt etwas in ihm. Engin ist halb Türke, halb Deutscher. Und das wird auch immer so bleiben. Dieses Vereinen von zwei kulturellen Hintergründen und Persönlichkeiten drückt Engin mit Hilfe der musikalischen Untermalung von seinen Bandkollegen und engen Freunden Jonas und David also in den Songs aus. Und so versuchen die drei gemeinsam, die Balance zu finden.
Zwischen Mannheim und Istanbul
Die Titel ihrer Tracks zeigen die Vielfalt, die die Musik der Band mit sich bringt: „Merhaba Montag“, „Alles wird gut“, „Kiosk Yüksel“ oder auch „Resimdeki Gözyaşları“. Mal nur Deutsch, mal nur Türkisch, mal eine Mischung aus beidem. ENGIN zeigen, dass das eine das andere nicht ausschließt und machen damit einen wichtigen Schritt nicht nur in der Musikszene, sondern vielleicht auch in der Gesellschaft allgemein. Mehr Offenheit und Vielfalt würden auf jeden Fall nicht schaden und wie vermittelt sich sowas besser als über eine Sprache, die wir alle sprechen: Musik! Ein praktischer Side-Effect für ENGIN natürlich, dass sie mit ihrer Musik sowohl in Deutschland als auch in der Türkei für Aufmerksamkeit und ausverkaufte Konzerthallen sorgen. Nachdem die Drei im März 2024 in Istanbul gespielt haben, startet Ende April 2024 ihre Deutschlandtour mit ihrem neuesten Album „Mesafeler“. Wir sind gespannt auf alles, was ENGIN in der Zukunft noch für uns bereithalten!
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