Es ist April 2020 und die Welt steht still. Corona zwingt uns zu Home Office und heimischer Kinderbetreuung. Was tun mit all der gewonnenen zu-Hause-Zeit? Wie wäre es mit fein gespickter Literatur im heimischen Feierabend? Wir präsentieren dir 5 Rubriken mit je 5 Lesestoff-Vorschlägen, auf dass jeder Gusto abgedeckt wird – schrecke also nicht vor der Masse zurück, sondern wähle aus, was gerade in deinen Kragen passt. Was Aktuelles? Ein Klassiker? Oder hinreißende Kinderliteratur? ADticket will auch in diesen Zeiten unterhalten. Hier also unsere 5 Lesetipps zur Initiative #stayathome!

Passend zur Krise

Für manche mag es makaber sein, manch andere wollen der Gefahr mitten ins Auge stieren. Angeführt wird die Reihe von dem Mega-Klassiker „Decamerone“, dem weltberühmten „Zehntagewerk“ des Giovanni Boccaccio. In Florenz des Jahres 1348 wütet die Pest, sodass zehn junge Menschen auf das toskanische Land flüchten und einander täglich zehn Geschichten erzählen. Der Leserschaft bedeutet dies eine Sammlung von 100 famosen Novellen, eine komischer als die andere.

Weitere Klassiker von Nobelpreisträgern auf diesem Gebiet sind Albert Camus‘ „Die Pest“ (1947), Thomas Manns „Tod in Venedig“ (1911) oder José Saramagos „Stadt der Blinden“ (1995). Auch eine Empfehlung wert ist „The Stand“ von Bestseller-Autor Stephen King (1978).

Aktuelle Neuheiten

Die Buchhandlungen unseres Vertrauens mögen geschlossen sein, nicht aber deren Online-Shops, in denen sich nun fleißig Bücher, E-Books, Hörbucher und Co. bestellen lassen. Hier lohnt sich ein Blick zu den aktuellen Neuheiten und Bestsellern des Frühjahrs 2020. An oberster Stelle ist hier Leif Randts Debütroman zu nennen: Gefeiert als DER Roman für Millenials zeichnet „Allegro Pastell“ die Love Story von Tanja und Jerome ab.

Einen Abstecher wert ist auch die neueste Neuheit von Nick Hornby, der mit „Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst“ mal wieder einen tragikomischen Bestseller landet. Schlittern wir die Bestsellerliste weiter mit Olivia Wenzel und „1000 Serpentinen Angst“. Dem persönlichen Stück einer Frau und ihrem Blick auf die Wendezeit, gesellschaftliche Rollenverteilung, Herkunft und Verluste eines Lebens. 

Lutz Seilers „Stern 111“ spielt ebenfalls die Nachwendezeit an und ist derart gelungen, dass das Buch den Hauptpreis der Leipziger Literaturmesse einheimste. Als letztes möchten wir „Der Freund“ von Sigrid Nunez vorstellen, worin es um eine trauernde Frau und ihre Dogge geht, die auf 45 m² in New York leben. Unüblich schön und bunt, wie wie alle Romane dieser Liste.

Gute-Laune-Bücher

In ungewissen Zeiten wie diesen pumpen wir uns alltäglich mit Fakten und Bad News der Nachrichtenmaschinerie zu. Da braucht es hin und wieder leichte Kost zur Ablenkung. Wie wäre es beispielsweise mit Erich Kästners „Die gestohlene Miniatur“ oder „3 Männer im Schnee“? Diese herrlichen Verwicklungsromane zaubern allen ein Schmunzeln ins Gesicht. Ebenso schaffen es die Gedichte von Joachim Ringelnatz sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, was Titel wie „Kuddeldaddeldu“ schon andeuten.

Moderner (und länger im Titel) wird’s mit Joachim Meyerhoff „Diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“, in welchem der renommierte Schauspieler seine wahnwitzige Ausbildung an der Otto-Falkenberg-Schule München schildert. Hauptdarsteller dieser Autofiktion sind seine Großeltern, die sich ganztägig in schrulligen Ritualen wähnen, stets von Champagner und Cognac begleitet. Auch ist Jonas Jonassons Buch „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ zu nennen, welches der Mehrheit ein Begriff sein sollte. Denn die Story vom abenteuerlustigen Allan Karlsson verkaufte sich weltweit über 6 Millionen Mal.

Doch nicht bloß humoreske Bücher, auch Reiseliteratur empfiehlt sich zur Ablenkung in diesen trüben Tagen. Es lindert das Fernweh und lenkt Gedanken auf künftige Reisen.

Klassiker

Es folgen fünf Klassiker, die man gelesen haben muss, bislang aus Zeitmangel aber aufgeschoben hat (Ausreden adé!). Vermeiden wir nun einmal die altbewährten Ganoven Goethe, Schiller, Lessing mit ihren kanonisierten Meisterwerken. Wenden wir uns den Schriften anderer Literatinnen und Literaten zu. Allen voran steht Stefan Zweigs „Die Welt von Gestern“. Wie funktioniert Geschichte, wie die Eigendynamik populistischer Meinungen? Verhängnisvoll zeigt der Zeitroman von 1942 auf, dass die chronische Kurzaufmerksamkeit der Republik heute noch zur Ausbildung von Massenmeinung dient – im Zeitalter der Digitalisierung natürlich umso mehr als im letzten Jahrhundert. Weniger theoretisch, als hier beschrieben, reichert Zweig sein Werk poetisch, teils humorvoll an.

Gleich gefolgt von Elias Canettis „Die Blendung“. Der Schriftsteller zeigt in seinem Debütroman den Antrieb von Missverständnissen auf und wie verschroben die eigene Wahrnehmung sein kann. Nach Canettis schrillen Karikaturen folgt der dritte Mann in der Runde: In Ernest Hemingways Geniestreich „Fiesta“ zieht eine handvoll Freunde aus Paris los nach Pamplona, um sich dort die traditionellen Stierkämpfe anzusehen. Gelüste kochen in der heißen Sonne des Baskenlandes auf, in der typischen geradlinigen Manier des Hemingway formuliert.

Weibliches Personal ist aus der Literaturgeschichte nicht wegzudenken, dies muss noch immer betont werden. So bringen zum Beispiel die Kurzgeschichten von Ingeborg Bachmann, besonders „Probleme, Probleme“, eine so belebte Sprache mit sich, wie kaum eine andere österreichische Autorin zuvor. Phantastisch wird’s mit der wunderbaren Mary Shelley und ihrem ewigen Werk „Frankenstein“. Ein lebloses Ding wird aus Leichenteilen zusammengenäht und von Dr. Frankenstein zu Leben erweckt. Bald entdeckt Frankensteins Monster jedoch ein menschliches Gefühl nach Liebe, die ihm verwehrt bleibt. Und so beginnt die unheimliche weltberühmte Verfolgungsjagd.

Kinder- und Jugendliteratur

Aufgrund von Schul- und Kitaschließung heißt es in vielen Haushalten: heimische Kinderbetreuung. Da darf es natürlich nicht an Beschäftigung für die Jüngsten fehlen. Auch hier sind Klassiker von Astrid Lindgren, Wilhelm Busch oder Michael Ende stets eine gute Idee. Außerdem sind „Die Abenteuer der Ritter von der Tafelrunde“ von Rosemary Sutcliff ein echtes Muss für jene, die gern Troubadoure im Mittelalter wären.

Weiter geht es herrlich unkonventionell: Blogger und Promisternchen Riccardo Simonetti hat mit seinem ersten Kinderbuch „Ricci & sein rosa Tütü“ ein Zeichen für Toleranzvermittlung im Kindesalter gesetzt. Sehr empfehlenswert, vor allem weil der Großteil des Erlöses an die Bambi-Stiftung „Wir helfen Kindern“ geht. Für Jugendliche haben wir auch einen Tipp: Wie sähe unser Leben ohne Technik aus? Unvorstellbar im Jahre 2020, in Lena Kiefers Trilogie „Ophelia Scale“ erschreckende Realität. Im Vergleich dazu wirkt Self-Quarantine mit Netflix, Video-Games und Flimmerkiste doch mehr als angenehm, oder?

Interaktiv wird es mit Ausmalbüchern, die gleichzeitig eine Geschichte erzählen. Die gibt es übrigens auch für Erwachsene. Und zu guter Letzt sind die Märchen der Weltliteratur nicht zu verkennen. Natürlich zuvor vom Erziehungsberechtigten beäugt, ob diese auch kindertauglich sind. Doch erwärmen uns Fabelwesen, verlorene Königssöhne und aufmüpfige Prinzessinnen mit ihren Abenteuern bis heute das Leseherz.

Extratipp

Weil du so fleißig bis zum Schluss dieses Artikels durchgehalten hast, gibt’s noch einen Extratipp. Natürlich laden wir herzlichst ein, durch unser ADticket-Magazin INSIGHTS zu stöbern. Mittlerweile haben sich einige interessante Artikel angesammelt, die auf dein neugieriges Auge warten. Dir hat keine Buch Empfehlung gefallen? Dann schau doch mal rüber zu den anderen Artikeln aus unserer Reihe #stayathome. Mit ADticket kommt auch 2020 keine Langeweile auf!